Leberegel

bei Lamas und Alpakas

Nicht nur in der Schweiz bereiten sowohl der große als auch der kleine Leberegel den Neuweltkamelidenhaltern schon seit Jahren mehr oder minder große Probleme. Auch in Deutschland und Österreich tragen diese Parasiten vermehrt zu Ausfällen in der Lama und Alpaka Haltung bei. Das Schreckgespenst LEBEREGEL verschont auch die Alpenrepublik nicht. Mit der Verbreitung von Lamas und Alpakas auf Weideflächen, die vielleicht seit vielen Jahren nicht beweidet wurden, treten Probleme wieder auf, die den früheren Weidetierhaltern (Rinder, Schafe, etc.) teilweise bekannt waren.

Weidehaltung von landwirtschaftlichen Nutztieren war während der letzten paar Jahrzehnte immer mehr durch ganzjährige Stallhaltung ersetzt worden. Seit wenigen Jahren dreht sich der Trend wieder um, Mutterkuhhaltung hält Einzug, die Schafbestände nehmen zu. In der modernen landwirschaftlichen Nutztierhaltung erreichen die Tierre eine Lebenserwartung von einigen Jahren. Wir befassen uns mit Tieren, die zwanzig Jahre und mehr erreichen können oder sollen. Dazu kommt die globale Erwärmung, die vor allem Zwischenwirte der Parasiten in immer höhere Regionen bringt.

Als verantwortungsvolle Tierhalter bemühen wir uns um die Gesundheit unserer Tiere und führen regelmäßig Entwurmungen durch. Viele Lama- und Alpakahalter lassen routinemäßig auch Kotproben auf Parasiten kontrollieren.

Und jetzt tritt Folgendes ein: Die üblichen Entwurmungsmittel (Panacur, Ivomec, Interzol, Cydectin usw.) wirken nicht gegen Leberegel! Bei Kotanalysen werden Leberegel auch oft nicht entdeckt, da die Eier nicht permanent ausgeschieden werden. Zudem ist der Entwicklungszyklus der Leberegel sehr kompliziert.

Der große Leberegel, Fasciola, braucht als Zwischenwirt eine Zwergschlammschnecke, die in Feuchtbiotopen vorkommt. Diese Feuchtstellen können ausgegrenzt werden, um die Gefahr der Aufnahme zu reduzieren.

Hygiene auf der Weide ist das oberste Gebot beim Kampf gegen Parasiten, bis zu 95% der Parasiten in ihren verschiedensten Entwicklungsstadien sind auf kontaminierten Flächen der Weide zu finden. Mit der Entwurmung reduzieren oder verhindern wir die Ausscheidung von Parasiten, nicht aber die erneute Aufnahme derselben, die über mehrere Jahre auf Weideflächen Überleben können.

„Der kleine Leberegel, auch Lanzettegel oder Dirocoelium dentriticum, hat ein noch komplizierteres  Entwicklungsschema. Die von einem damit befallenen Tier mit dem Kot ausgeschiedenen Eier werden von einer von mehr als 90 verschiedenen Gehäuse-Landschnecken aufgenommen. Die Entwicklung vom Mirazidium bis zu Zerkarien dauert in diesen Schnecken etwa 3 – 4 Monate. Befallene Schnecken können zwei bis drei Jahre leben!

Die Zerkarien werden von den Schnecken in Schleimballen ausgeschieden. Von einer Schnecke können im Laufe ihres Lebens bis zu 5000! Zerkarien ausgeschieden werden.

Diese Zerkarien werden von Ameisen eingesammelt, selbst gefressen, aber auch mit anderen Ameisen geteilt. In einer Ameise können sich darauf bis zu 100 Metazerkarien entwickeln. Mit diesen Zerkarien befallene Ameisen übernachten nicht in ihrem Bau, sondern beißen sich an Gräsern, bevorzugt an Blüten fest. Und das im Umkreis von etwa 3 bis 4 Metern, manchmal auch bis zu 14 Metern vom Bau entfernt. Weidetiere, die bei Außentemperaturen von weniger als 15° C  draußen sind, nehmen dann über diese Gräser die befallenen Ameisen auf.“  (Prof. H. Prosl)

Unter diesen Weidetieren sind in erster Linie unsere Lamas und Alpakas, die ja gewöhnlich das ganze Jahr über ihre Weiden benutzen können. Und dann nimmt der Teufelskreis seinen Lauf. Der Leberegel wandert in den Endwirt ein, sucht  sich den Weg in die Leber und verursacht dort erheblichen Schaden, der im Extremfall zum plötzlichen Tod führt.

Ein Horrorszenario für den Tierhalter, da er von der gesamten Entwicklung überhaupt nichts bemerkt. Eventuell geringeres Wachstum in der Aufzuchtphase, Abmagerung bei erwachsenen Tieren, aber meist keine Signale über Durchfall oder andere markante Signale. Oft trifft es sogar körperlich sehr starke Tiere, die durch eine andere Kleinigkeit eine Immunschwäche durchmachen und das gibt den Parasiten die Chance, sich massiv zu vermehren und schließlich ihren Wirt zu töten.

Zudem haftet sowohl dem großen als auch dem kleinen Lebergel der Ruf des todbringenden, alles vernichtenden Parasiten an. Nicht zuletzt aus diesem Grund wird ein Befall mit Leberegel oft verschwiegen. Und dazu kommt noch, dass diese Parasiten über zumindest einige Jahre unerkannt auftreten und während dieser Zeit die gesamte Weidefläche kontaminieren können. Befallene Tiere werden verkauft, kontaminieren andere Weiden, belasten damit andere, bisher gesunde Tiere und so wird die Plage zu einem Bedrohungsfall für viele Tierhalter.


Kleiner Leberegel

Diese zur Gruppe der Saugwürmer gehörenden Parasiten  haben ausser bei den Neuwelt-Kameliden beim kleinen Wiederkäuer eine eher untergeordnete Bedeutung. Sie sind 5 bis 9 mm lang und leben in den Gallengängen der Leber.

Übertragungsweg
Die mit dem Kot ausgeschiedenen Eier brauchen für ihre Weiterentwicklung zu infektionsfähigen Larven zwei Zwischenwirte:

verschiedene Arten von Schnecken und 2. Ameisen. In den Schnecken vermehren sich die "Zwischenstadien" durch Teilung sehr stark und werden in sogenannten Schleimballen ausgeschieden. Ameisen fressen diese und werden so ihrerseits befallen. Ein "Zwischenstadium" befällt das Nervenzentrum der Ameise und bewirkt, dass sich diese zuoberst an Grashalmen festbeisst.
Wird die Ameise so von einem Wirtstier gefressen, wandern die Zwischenstadien in die Gallengänge der Leber.
Dieser Zyklus ist
auch auf trockenen Böden möglich.
Schnitt durch eine stark veränderte Leber eines Lamas. Dunkle Stellen sindAnschnitte von Gallengängen,
mit massenhaft kleinen Leberegeln.
(Photo: Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Vetsuisse Fakultät, Uni Bern)

Symptome
Allgemein treten Krankheitsanzeichen (z.B. reduzierte Tageszunahmen, Abmagerung, trockene Wolle) nur bei Massenbefall auf. Einzig bei Neuweltkameliden können kleine Leberegel massive Probleme bis hin zu Todesfällen verursachen.

Beschreibung der Schadwirkung
Schafe und Ziegen: Schaden meist nur durch Konfiskation der Lebern im Schlachthof.

Neuweltkameliden: Die kleinen Leberegel befinden sich in den Gallengängen und im Lebergewebe.
Sie können heftige Gewebsreaktionen (Granulome) auslösen. Die Anzeichen für eine Lebererkrankung sind aber unspezifisch, so dass das Problem oft erst bei Todesfällen erkannt wird.

Großer Leberegel

Der grosse Leberegel bohrt sich durchs Lebergewebe und verursacht dort massive Blutungen und Entzündungen.


Diese kommen beim Rind und allen Kleinwiederkäuern vor und leben in den Gallengängen der Leber. Sie werden bis 50 mm lang und 13 mm breit

Übertragungsweg
Via Galle werden die Leberegel-Eier mit dem Kot ausgeschieden. Die ausschlüpfenden Larven dringen in Zwergschlammschnecken ein und vermehren sich in diesen. Nach 2 bis 4 Monaten verlassen die Larven die Schnecken und heften sich an Pflanzenstengeln an.

Wird die Pflanze von einem Wirtstier gefressen, so wandern sie in diesem durch die Darmwand zur Leber, wo sie sich durch das Lebergewebe in die Gallengänge bohren. Dieser Zyklus ist an nasse Stellen oder Gewässer gebunden Symptome.

Bei massivem Befall wird das Tier blutarm und entwickelt eine Leber- und Bauchfellentzündung, was bis zum Tod des Tieres führen kann (oft im Herbst/Winter). Chronischer Befall wird oft erst im Schlachthof festgestellt anhand der veränderten Leber mit den grossen Parasiten im Gewebe und den Gallengängen.


Beschreibung der Schadwirkung
Bei der mehrwöchigen Wanderung durch die Leber verursacht der Leberegel den grössten Schaden, indem Blutungen und Entzündungen auftreten. Der Blutverlust kann mehr als 15 Liter pro Tag betragen. Todesfälle sind in dieser Phase nicht selten. In dieser Phase sind noch keine Leberegeleier im Kot nachweisbar.



Einsetzbare Medikamente

Falls sich eine Behandlung als nötig erweist, können aus der Gruppe 1 Albazol, Valbazen oder Hapadex in erhöhter Dosierung eingesetzt werden. Sie sind aber nur teilwirksam und dürfen im 1. Trächtigkeitsdrittel nicht eingesetzt werden

Bei den Neuweltkameliden hat sich zur Behandlung Cestocur (Praziquantel) in hoher Dosierung bewährt. Damit kann eine Reduktion der kleinen Leberegel um ungefähr 90% erreicht werden.

 

ACHTUNG! Prazikamel der Firma Richter Pharma wird fälschlicherweise als "Das Entwurmungsmittel für Lamas und Alpakas"  gesehen und von manchen Tierärzten auch so angewendet. Jedoch, ist dies nicht der Fall!

Prazikamel wirkt nur gegen den kleinen Leberegel und gegen Saug- und Bandwürmer!

Prazikamel hilft nicht bei:
Magen-, Darm- und Lungenwürmern und auch nicht gegen Kokzidien. Durch die fälschliche Anwendung von Praziquantel immunisieren sie ihre Tiere nur gegen den Wirkstoff und gefährden ihre Tiere indem sie andere Parasiten damit nicht bekämpfen.
Eine Kotanalyse ist unumgänglich um nur im Bedarfsfall mit den richtigen Mitteln zu Bekämpfen.


Erhältlich ist es über den behandelnden Tierarzt.